NEUES LEBEN IN ALTEM GEMÄUER

Das Käercher Gréiweschlass aus der Sicht der Architektin Tatiana Fabeck

Skize GréiweschlassDie Ansprüche und Zielvorstellungen der Schlossfreunde waren, die notwendigen Infrastrukturen zu bieten, um diesen außergewöhnlichen Ort “wiederzubeleben“. Dazu gehörte auch die Überlegung, verschiedene Teile der Ruine zu rekonstruieren. Nach gründlicher Analyse der verschiedenen Möglichkeiten wurde jedoch beschlossen, das Schloss zunächst in seinem Bestand zu sichern.

Mein Standpunkt als die mit der Instandsetzung des Käercher Gréiweschlass beauftragte Architektin war seit der ersten Skizze klar. Es galt den für die Dorfbewohner emotionalen Wert des Ortes ebenso wie seine historische Bedeutung zu respektieren und folglich keine invasiven Eingriffe in den architektonischen Bestand vorzunehmen.

Das „Gréiweschlass“, im Zentrum der Ortschaft liegend und von einer großen, unbebauten Freifläche umgeben, bildet wahrlich den Kern des Dorfes. Das Ziel, diesen Kern und das Schloss zu einem Ort des kulturellen Lebens zu machen, haben die Schlossfreunde mit grenzenloser Energie verfolgt.

Unsere Überlegungen orientierten sich an den Anforderungen des Standortes, der Morphologie des Bestandes und der benötigten Infrastruktur für die geplanten Aktivitäten. Zuerst musste eingehend untersucht werden, wie das Schloss für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Kinderwagen und für ältere Menschen zugänglicher gemacht werden konnte. Demzufolge kam die Idee, einen Rundweg durch die Schlossanlage zu schaffen, der die verschiedenen Bereiche miteinander verbindet. Dies gelang mithilfe von Stegen und Plattformen, Rampen und Treppen, die gleichzeitig als Bühne für die geplanten kulturellen Veranstaltungen genutzt werden können.

Zahlreiche Ausgrabungen und archäologische Untersuchungen im Auftrag des Kulturministeriums ergaben, dass sich das Niveau des heutigen Innenhofs nach und nach durch das Entfernen der Pflastersteine verändert hat. Um die existierende Pflasterung zu schützen, wurde für die verschiedenen Stege nur ein Minimum an Fundamentstützen eingesetzt. Der Rundgang durch die Schlossruine sollte nicht nur verschiedene Bereiche miteinander verbinden und für möglichst viele Besuchergruppen zugänglich machen, sondern gleichzeitig eine Geschichte erzählen. Im Laufe der Jahre entstand die Idee, den Rundweg zu einem integralen Bestandteil der Inszenierung zu machen, so  dass das gesamte Areal für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann und nicht nur die Hauptbühne. Anstatt einen Ort zu schaffen, der auf eine einzelne Bühne ausgerichtet ist, entstanden mehrere Orte, an denen ein kleines Orchester, ein Sänger oder ein Akrobat das ganze Gelände beleben können. Der vorgesehene kultur- und bauhistorische Rundgang kann unterschiedlich genutzt werden. Während des Rundgangs entstehen so immer wieder neue interessante Perspektiven zum Schloss. Um den Besuch noch angenehmer zu gestalten, wollten die Schlossfreunde Besuchern einen kleinen Raum zur Verfügung stellen, der sowohl für kleinere Seminare oder Versammlungen genutzt werden kann, aber auch die Möglichkeit bietet, vorbeizuschauen und etwas zu essen oder zu trinken. Wir haben diesem Wunsch entsprochen und im historisch weniger bedeutenden, nordwestlichen Teil des Geländes einen Pavillon errichtet. An dréi Seiten mit Verglasungen versehen nutzt der Pavillon eine Freifläche umschlossen von der West- und Nordfassade sowie von niedrigen Innenwänden. Im Untergeschoss des Pavillons befinden sich die technischen Räume sowie die Sanitärräume, im Erdgeschoss eine behindertengerechte Toilette und ein kleiner Mehrzweckraum mit einer Theke. Die Südfassade mit ihren schönen Fensteröffnungen bildet eine beeindruckende und harmonische Kulisse für die Hauptbühne.

Unser Ziel war es, so in die bestehenden Strukturen einzugreifen, dass eines Tages die Einbauten entfernt werden können, ohne Spuren zu hinterlassen. Dieser Aspekt ist insofern wichtig, als unsere Generation die Pflicht hat, einerseits vergangene Bauten zu respektieren und andererseits zukünftige, eventuell veränderte Bedürfnisse vorauszusehen.

Ein nächster Schritt war die Wahl der Materialien. Wir haben uns entschieden, hauptsächlich Stahl zu verwenden, weil er filigran und präzise einsetzbar ist. Beton wurde nur für den Keller des Pavillons, für die Fundamente und den Unterbau der monumentalen Treppe verwendet, deren glatte Oberfläche aufgeraut und bearbeitet wurde, um der Haptik der alten Steinmauern zu entsprechen.

Der vorgesehene kultur- und bauhistorische Rundgang kann unterschiedlich genutzt werden. Während des Rundgangs entstehen so immer wieder neue interessante Perspektiven zum Schloss.

Skize Pavillon GréiweschlassUm den Besuch noch angenehmer zu gestalten, wollten die Schlossfreunde Besuchern einen kleinen Raum zur Verfügung stellen, der sowohl für kleinere Seminare oder Versammlungen genutzt werden kann, im Pavillon im Gréiweschlassaber auch die Möglichkeit bietet, vorbeizuschauen und etwas zu essen oder zu trinken. Wir haben diesem Wunsch entsprochen und im historisch weniger bedeutenden, nordwestlichen Teil des Geländes einen Pavillon errichtet. An drei Seiten mit Verglasungen versehen nutzt der Pavillon eine Freifläche umschlossen von der West- und Nordfassade sowie von niedrigen Innenwänden. Im Untergeschoss des Pavillons befinden sich die technischen Räume sowie die Sanitärräume, im Erdgeschoss eine behindertengerechte Toilette und ein kleiner Mehrzweckraum mit einer Theke. Dieser Bereich, auch wenn er bescheiden ist, bereichert die Dorfgemeinde um einen öffentlichen Raum, der für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Auf diese Weise wird der nördliche Teil des Gréiweschlass mit Leben erfüllt. Südlich des Pavillons befindet sich eine Terrasse, die auch als kleine Bühne oder als Zuschauerbereich genutzt werden kann. Von hier aus können die Besucher entscheiden, ob sie in den Hof hinuntergehen oder weiter über die Rampe zur Bühne wollen. Die Bühne, die die Kellerräume bedeckt, ist übersichtlich und vielseitig nutzbar.Skize Innen Ansicht Gréiweschlass

Zunächst war vorgesehen, den gesamten Hof mit einem Metallboden zu bedecken, um den Höhenunterschied zwischen Hof und Bühne auszugleichen. Diese Idee wurde jedoch verworfen, da sie den Gesamteindruck stark beeinträchtigt hätte. Das Käercher Gréiweschlass sollte schließlich auch ein ansprechender Ort sein, wenn keine Vorstellungen stattfinden.

Eingang zum BergfriedZum Abschluss des Rundgangs gelangen die Besucherüber einen schmalen Steg in den östlichen Turm, den Hexenturm, der bisher bedingt zugänglich war. Eine breite Wendeltreppe, die den Turm mit dem Hof und der Bühne verbindet, führt in den Turm hinauf. Oben angekommen, also auf halber Höhe des Turms, wo eine bestehende schmale Öffnung Zugang gewährt, erleben die Besucher ein besonderes Raumgefühl. Die verschiedenen Perspektiven mit ihren unterschiedlichen Lichtverhältnissen machen den Rundgang zu einem einmaligen Erlebnis.

Der Besuch des östlichen Turms bietet Besuchern einen völlig neuen Blick. Bislang war er schwer und nur im Erdgeschoss zugängig. Diese Wendeltreppe kann wie die Stege und die Plattformen bei einer Vorführung, z.B. von Sängern oder Tänzern genutzt werden.im Bergfried

Wendeltreppe zum Eingang Bergfried

Anfang an wurde darüber nachgedacht, ob die Bühne überdacht werden sollte oder nicht. Ursprünglich war dies nicht geplant. Aber im Laufe des Projekts stimmten alle Beteiligten überein, dass die teilweise Abdeckung der Bühne erhebliche Vorteile hat. Für uns Architekten war es wichtig, dass die Gestaltung der Überdachung den gleichen Leitlinien wie das Gesamtprojekt folgte - Respekt vor der bestehenden Bausubstanz und Abbaubarkeit ohne Spuren zu hinterlassen.

Die vom Büro Ney entworfene filigrane und leichte Überdachung fügt sich in das architektonische Konzept und lässt die bestehende Bausubstanz intakt.

Die Gewölbekeller unterhalb der Bühne wurden gesichert und sind nun integraler Bestandteil des Rundgangs. Im Sommer, wenn es sehr heiß wird, sind hier Feste, Konzerte oder Lesungen in einem außergewöhnlichen Rahmen vorstellbar.

Die Formulierung des Projektkonzeptes verfolgte das Ziel, die Seele des Käercher Gréiweschlass wieder zum Leben zu erwecken und sie durch die neue Wegeführung allen wahrnehmbar zu machen

Mehrmals haben wir das Projekt angepasst, um sowohl den Anforderungen der örtlichen Begebenheiten als auch dem reichhaltigen kulturellen Vorhaben der Schlossfreunde gerecht zu werden.

Es war für uns eine große Ehre, an diesem Projekt arbeiten zu können, und wir hoffen, dass wir dazu beitragen konnten, das Käercher Gréiweschlass für die kommenden Jahre zu rüsten und es zu einem lebendigen Treffpunkt für die Bewohner des Dorfes, des ganzen Landes und über die Landesgrenzen hinaus zu machen.

Tatiana Fabeck

FABECKARCHITECTES

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