Burgherr Flammang 1950
Artikel im Tageblatt 1950-01-14
Brief aus Korich
Wenn heute ein gekannter, der schon seit einige Zeit nicht mehr unter uns weilte, 'unsere Ortschaft durchwandert, merkt er an allen' Ecken und Enden, dass ein neuer Wind dort weht, was besonders unsere neuen 'und sehr tätigen Gemeinderat zu verdanken ist und zwar in der Person unseres geschätzten Bürgermeisters, dem frischgebackenen und jüngsten Burgherrn des Landes, Hr. Pierre Flammang.
Manche werden, wenn sie das lesen, die Achseln zucken. Flammang Burgherr .
Es ist aber noch nicht der erste April Nein diesmal ist es keine "Ente" von einem Zeitungsschreiber. Seit einigen Wochen hat Herr -Flammang die Burg von Hrn. Baron de Wykersloth aus Bruxelles erworben, mit ̃ der Absicht sie weit möglichst, hauptsächlich -im Interesse des Tourismus, zu restaurieren. In diesem Zusammenhang hatte im vergangenen Jahre die Regierung schon eingegriffen und verschiedene dringende Reparaturen vornehmen lassen. Da Herr Flammang nicht nur „gewichtiger", sondern auch ein gewiegter Unternehmer ist, und sich sehr viel für Geschichte und die Vergangenheit seiner Gemeinde interessiert, befindet sich die ganze Angelegenheit in guten Händen. Es war dies eine äußerst glückliche Idee, da gerade unsere Burg die einzige charakteristische Tief- oder Wasserburg des Landes ist:
Hohe Gerüste wurden nach der Südseite angebracht, um vorerst das, am Eingangswege gelegene Mauerwerk zu festigen. Sodann werden im Innern Säuberungsarbeiten vorgenommen und aller
Schutt und Geröll entfernt werden. Herr Flammang will gleich die Eingänge zu den Kellern oder ändern Durchgängen räumen. Im Volksmund kursiert nämlich das Gerücht, was man schon überall gehört hat, wo Burgen sind, die Burg hätte einen geheimen Ausgang, der es bei Gefahren dem Burgherrn erlaubte, heimlich zu entkommen. Des Weiteren wird hier erzählt, da nicht weit von dem "Grevenschloß" sich das "Flockenschloß" befand, die beiden Burgen seien ebenfalls durch einen unter irdischen Gang in Verbindung gewesen, Da,: wie die andern Burgen auch, das Grevenschloß auf den Ruinen eines römischen Kastells erbaut worden, soll sich auf dem Grunde des Hexenturmes ein Überrest eines römischen Bodens befinden. Auf jeden Fall sind wir alle auf das Resultat gespannt, umso mehr, als uns jetzt durch das Arloner Archiv sämtlich« Dokumente unserer Burg, die im Besitz des Hrn. Baron de Wykersloth aus Guirsch gewesen, zugänglich sind. Daher wäre es sehr begrüßenswert, wenn Regierung und Gemeinde die schon unternommenen Schritte zur Erhaltung, wenn nicht der Originale, doch wenigstens einer Photokopie, für unsere Gemeindearchive tatkräftigst zu erreichen suchte, Wie viel wichtiges Material sich in diesen Dokumenten nicht nur für unsere Lokal-, sondern vielmehr für unsere Landesgeschichte befindet, wissen die wenigsten Interessenten sogar. Es handelt sich um einige Hundert Stück, von denen eines überraschender wirkt, als das andere. Eine Gelegenheit, die wir, auch aus touristischen Gründen, nicht auf die lange Bank schieben dürfen. Nach und nach wird der frühere, mittelalterliche Charakter der Ortschaft auf Burg und Kirche eingeschränkt werden. Fassaden wurden erneuert, Geschäftshäuser modernisiert. Allenthalben entstanden und werden noch weiterhin neue Häuser entstehen, so u.a. hat im Schulweg der Arbeiter Henri Bernardy und in der Großgasse Hr., Robert Schmit sich ein neues Haus erbaut. Unternehmer Hensel aus Körich. A propos Großgasse bis jetzt eigentlich, um nicht anders zu sagen, ein übertriebener Name für diese "hohle Gasse Dank einer einsichtigen Bauverwaltung wird diese Straße zwischen dem Café Christophe und dem Café Kass bald mit Recht ihren Namen tragen. Linksseitig wird eine respektable Erbreiterung vorgenommen, die durch den Abbruch und die Zurücklegung des Hauses Schmit ihren Anfang genommen. Somit dürfen wir hoffen, dass in absehbarer Zeit gerade in dieser Haupteingangsstraße der bei Regenwetter Schuhhoheschmutz verschwinden Wird. In dem Zuge, dieser Verbesserung wird, wie-man uns versicherte; die Ecke um das Café Christophe herum ein anderes Aussehen erhalten. Der "ehrwürdige" Misthaufen, der fast in die Straße hineinragt,, hat seine Schuldigkeit, getan. Die gegenüberliegende ̃ Ecker die .allmählich droht zum-Müllabfuhrplatz zu werden, soll mit netten Ziersträuchern bepflanzt werden. Dann wird. auch das auf der -andern -Seite gelegene, wirklich romantisch aussehende Häuschen, das uns an uns Jugendzeit erinnert, "knusper, knusper, knäuschen", erst recht zur Geltung kommen Zu erwähnen bleibt noch die Vergrößerung des Schuhgeschäftes gleichen und das Farben und Tapeten| Geschäft Antoine Hensel. «- Wie wir soeben erfahren, hat das Syndikat der Interkommunalen Wasserleitung die- Erbauung von drei Einfamilienhäusern ausgeschrieben, was zur Steuerung der Wohnungsnot viel beitragen wird. Während einigen Tagen, zu Beginn dieser Woche, sahen wir plötzlich einen Lastwagen in der Mitte der Ortschaft anhalten, dem verschiedene Leute entstiegen, mit und ohne Handwerksgeschirr versehen. Nach Erkundigung erfuhren wir, dass die Signalisation des "sentier des 7 ̃ chäteaux", die vollständig kriegsüber verschwunden war, wieder erneuert würde. Und so sehen wir denn jetzt an den Hauptpunkten, Ecken und Kreuzungen schon von weitem rot leuchtende' Eisenpfosten, die demnächst mit den notwendigen Schildern versehen werden, deren Beschriftung entgegenkommenderweise. Herr Lehrer Erpelding übernommen hat. Eine glückliche Änderung in der Richtung des Pfades wurde vorgenommen, die darin besteht, dass in Zukunft der Pfad, anstatt vom Café Decker (Lannen), geradeaus über die Anhöhe;:zum Interkommunalen /.Wasserwerk zu führen, auf der Höhe nach links am Hause Braun vorbei abbiegt bis zur Villa Koener, nach rechts den Parkanlagen entlang weiter geht, bis zu einem der herrlichsten Aussichtspunkte des Luxemburger Landes. Vor uns liegt eine prachtvolle Schleife der Eisch.
Wie sie die Sauer uns nicht schöner bieten kann, jenseits der Eisch die herrlichen Waldungen, rechts von uns das imposante Wasserwerk. Wenn dieser Punkt erst jetzt in den Pfad einbezogen wurde, so erklärte man uns, weil vor dem Krieg der damalige Besitzer allem Tourismus abhold war, was leider heute noch bei verschiedenen Großgrundbesitzern der Fall ist. Hier soll auch demnächst eine Ruhebank .aufgestellt werden. Nun wollten wir aber auch wissen, wem das alles zu verdanken sei? So brachten wir denn in Erfahrung, dass, sozusagen eine "entente cordiale" zu dem Zweck geschaffen wurde zwischen Regierung, Bauverwaltung, Touring Club, Gemeindeverwaltung und dem provisorischen Syndicat Initiative, vertreten durch die HH. Forstbrigadier Jung und Lehrer Erpelding.
So ist's recht!
Dass diese touristische Propaganda nicht umsonst gemacht wird und das Eischtal immer weitere Anziehungskraft bekommt, beweist der Umstand, dass Hr. Renson-Freson aus Luxemburg sich hier ein reizendes Weekend House errichtet. Somit wissen jetzt unsere maßgebenden Organe, was ihnen zum Frühjahr noch anheimfällt.
Quelle: www.eluxemburgensia.lu
Gréiweschlass und Koerich im Jahre 1949
BRIEF AUS KOERICH
im Tageblatt 1949- 08- 27
Körich es ist eigentlich eine banale Feststellung ist eine der ältesten Ortschaften des Landes, Gerade wie Simmern stand sie während rund 800 Jahren als Hörigengengemeinde im Dienste mächtiger Herrschaften. Bis heute haben beide noch ihren mittelalterlichen Charakter behalten. In einer Talmulde eingeschlossen wird es nach Norden, durch den mächtigen „Herrenbusch" beschützt, der für alle Konstruktionen das Holz lieferte; zu den andern drei Seiten dehnen sich fruchtbare Felder aus. Das GrevenschloB (GrafenschloB), das einer bekannten Sage gemäß auch SigfriedsschloB genannt wird, soll aus dem X. Jahrhundert stammen. Es handelt sich um eine Tiefburg wie die von Pettingen und Autel-Pas. Anfangs bildete dieses Schloss ein einfaches Quadrat mit einem zweiteiligen Innenhof. Es war umgeben von 3 Meter dicken und 15–20 Meter hohen Mauern. Der Diensthof begriff den Burgfried, ̃ auch..Hexenturm" genannt, die Stalle und Nebengebäude, der Haupt Hof die Wohnräume der Burgherrn und die Michelskapelle. Der Burgfried, der 12 Meter im Geviert hat, überragte den ganzen Bau. Die Dicke seiner Mauern beträgt 3 Meter. Seine ursprüngliche Hohe lässt sich nicht mehr bestimmen, da der obere Teil längsten abgetragen ist. Das Eingangstor war mit einem schweren Fallgitter versehen. Ein Wassergraben von 10-1Z Meter umgab das Schloss. Die Eingangstüre zum Turm befindet sich fünf Meter über dem Boden und konnte nur vermittelst einer Leiter oder Fallbrücke erreicht werden. Wenn die Frösche anfingen zu quaken, mussten jede Nacht eine Anzahl Hörige aus Kôrich und Umgebung bis zum Morgengrauen mit Ruten ins Wasser schlagen, damit die Herrschaft schlafen konnte. Zum Schlosse selbst gelangte man nur über eine schmale Zugbrücke. Von 1303 an wurde die damalige Burg noch etwa viermal umgebaut und zu einem Luxusschloss umgewandelt. In den jetzigen Ruinen, die augenblicklich von Staats wegen die notwendigsten Reparaturen erhalten, und die dem Herrn Baron de Wykersloth aus Bruxelles gehören, ist leider-, außer über den» Eingangsportal, die sich befindliche Jahreszahl 1303 und das über der Kapelle sieh befindliche monumentale Kamin mit der Jahreszahl 1585, nichts Bemerkenswertes mehr zu sehen. Das Schloss bleibt trotzdem ein Charakteristikum des Eischtals. Eine Beschreibung des Schlosses finden wir in den alten Archiven. unterm Datum vom • 24. April 1765 und die, «anscheinend aus finanziellen Gründen, von dem Mayern, Schöffen und Dorfaltesten aufgestellt worden und die folgendermaßen beginnt: Erstlich ist Gravenschloss gelegen im Dorf Koerig, zwischen dem Wasser und dem gemeinen Weg, in Ort, in der stehing genannt, ziemlich der Sonnen genießend, ist ringsherum. mit einer ungleich grösser und hoher Mauer von 12, 15, 20 und auch bis auf 30 lambertinischen Schuhe in die hohe umgeben; errmelt Mauer ist alt und in vielen Örtern baufellig, in etlichen auch erneuert; ermelte um gemelten schloss Vorhof rings herum gemessen, inhaltet 1350 lambertinische Schuhe in die lange usw. (1 lambertinischer schuh ist 0,32484 Meter). Das Schloss war noch sehr gut erhalten, doch in seinem Äußern vernachlässigten. Bis vor kurzem, wie schon mitgeteilt, befanden sich diese Archive die nicht allein wichtig für die Koericher Geschichte, sondern für eine größere Anzahl Ortschaften unseres Landes sind. wie u. a. Colpach, EU usw. im Besitze des Herrn Fernand von Guirsçh, der sie dem Arloner Archiv nicht, wie wir irrtümlicher Weise berichtet, geschenkt, sondern zur Aufstellung und Veröffentlichung eines genauen Inventars, zur Verfügung gestellt hat. Sie können auch im dortigen Lesesaal konsultiert werden. Von einem zweiten Schloss, von dem gegen 1266 die Rede geht, und das gänzlich verschwunden ist, fand man vor dem Kriege Grundmauern, als dort ein Haus errichtet wurde. Es hieß FockenschloB, an das heute noch der ,,Fockegârd" erinnert. Da es einige Zeit im Besitz der Herren von Nassau-Vianden war, wurde es auch Nassauer Schlass genannt. Deren Wappen waren dieselben wie die unseres großherzoglichen Hauses. Nach und nach entstand in Korich eine größere Siedlung so schnell man des Morastes Herr wurde. Trotz allem haben heute noch verschiedene Straßen etwas Morastiges an sich, was übrigens die höheren, dort gelegenen Häuser erkennen lassen. Nicht zu vergessen ist die monumentale Kirche, die einen großen architektonischen Wert hat. Besichtigens wert ist das .sogenannte ,,Biwesch Haus, das von dem Schnitzer meister Frédéric K Biver aus Koerich- im Jahre 1753 erbaut wurde und von ihm selbst seine Inneneinrichtung erhielt. Auch das Dach, das Gesimse, sowie die große mit einem Schutzdach versehene Öffnung zum Getreide einholen ist seine Arbeit. Das Haus ist augenblicklich von der Familie Henn bewohnt. Zu erwähnen bleibt noch, das Biver mit einem gewissen André Doyé aus Diekirch fast das gesamte Mobiliar herstellten. dass sie in schwerer Arbeit den harten knorrigen Eichen Stämmen der heimatlichen Wälder Mit Beil und Schnitzmesser abkämpfen mussten, um ihnen Leben und graziöses Beschwingtheit zu verleihen. Sie taten es auch in einer so originellen Weise, dass ihrer Arbeit der Wert einer schöpferische» Leistung nicht abgesprochen werden kann. So wie die zähen Eichen des "Herrenbusçhes" ist auch die Bevölkerung zäh und bodenstündig, was mit sich bringt, dass man dort verhältnismäßig alle Leute in größerer Zahl wie in den Nachbarortschaften antrifft. Vor kurzem wurde wieder eine dieser Ältesten Personen zu Grabe getragen, Frau Witwe Haller-Kap, im Alter. von 75 Jahren Vor 1 1/2 Jahren ging ihr Ehegatte, Privat Förster beim Herrn Baron de Wykesloth, ihr im Tode voraus. 14 Kindern hatte sie das Leben geschenkt, von denen dreizehn an ihrer Bahre trauerten, Mit ihrem Ehegatten verschwand der letzte Privat Forster der Gegend. Um die Jahrhundertwende zahlte die Gegend noch sechs Förster einen Österreicher, namens Cheggar, im belgischen Sterpenich bei H. Conte de Berlaymont, H, Gelz, in Steinfort-Schwarzenhof, bei der Familie Collart. der ebenfalls vor einigen Jahren aus dem Leben geschieden ist, sowie H. Haler; sodann die drei jüngeren Staatsförster in Schweich, Hobscheid und Koerich. Wenn diese sechs gelegentlich gemütlich, nach getaner Arbeit, zusammen saßen-, -und mit ihren Schokings, munter drauf losqualmten, übertrumpfte das Försterlatein bei weitem den Schockingsrauçh. Da zur Römerzeit in Koerich; wie schon erwähnt, sich ein kleines Kastell befand, das die Verbindung mit der großen Heerstraße Reims-Trier in Steinfort über ein ,,diver ticulum", einen Seitenweg, fuhrt*. Alte Namen scheinen .heute noch darauf zu deuten. Von Gôblingen nach Koerich geht der ..Stengerches Wé"; der ,,Weide Wé". Wo der Bach sich hinzieht, in der Nähe der Burgruine, heisst der Ort ,,am Furt". Dort befand sich, ebenso wie in Steinfort, eine steinerne Furt, die zur andern Seite über den ,,Sténesch Wé" nach Hagen und Steinfort hinführte. Stengerches Wé und Sténesçh Wé bedeuten wohl dasselbe und zeigen darauf hin, dass hier zur Römerzeit ein mit Steinen belegter Weg bestand. Zur Keltenzeit mag übrigens schon eine Siedlung in Koerich gewesen sein, da in der ,,Schockenhöhle", die auf dem Wege nach Windhof gelegen ist, Überreste eines kleinen Schmelzofens gefunden wurden. Ein anderer Weg verband Koerich mit Arlon, worauf zur Steinforter Seite hin beim ,,Fraschtenhof" der Name ,,Areler Grund" und etwas weiterhin die Bezeichnung ,,Areler Bierg" hinweisen. Der ,,Kie‘m'' Arlon-Steinfort wurde nach und nach verlassen und ersetzt durch diese Seitenwege, wie es auch links von der Strasse Steinfort-Arlon der Fall war und der Weg über Niederelter-Barnich-Sterpenich fuhrte Weshalb hat man übrigens unter Maria-Theresia die alte Römerstrasse nicht benutzt, was doch an manchen Stellen das Verschieben von Boden sowie das Anlegen von Schluchten durch harte Felswände vermieden hatte, da selber sich durch das Tal hinzog?
Eine andere interessante Wegebezeichnung erscheint uns noch erwähnenswert: "um Randlinger Wé". Dieser. im Laufe der Jahrzehnte teilweise zum Feldwege herab- gesunkene teils verschwundene Weg, da er links der Luxemburger Straße im Felde verläuft, hat des eigenartige Merkmal, dass er den Namen einer Ortschaft weiter tragt, die noch besteht, aber den Namen eingebüßt hat. Randlingen ist nämlich jener Hauser komplex, der bei Hagen rechts der Eisch gelegen ist und dessen Verbindung mit der Luxemburger Straße seine natürliche Fortsetzung im ,,Randlinger Wé" findet. Aus unserm Sagenschatz des Eischtales, des reichsten des ganzen Landes, da er über 200 Sagen enthält, die wir zusammengetragen haben von Küntzig bis nach Mersch, wollen wir einige interessante Spécimen bringen: (Bmr. Er enthalt genau dieselben Kapitel wie Gredt's Sagenschatz),
In Koerich befanden sich zwei Burschen des Nachmittags auf dem Felde und schnitten Hafer. Plötzlich sahen sie eine dicke, garstige Kröte vor sich, die immer von einer Seite zur andern sprang und sich stets in gleicher Entfernung von den Sicheln der Schnitter hielt. Keiner der beiden jungen Leute tat dem abscheulichen jungen Tier etwas zu Leide; nur zuweilen. wenn es sitzen blieb und die Schnitter mit seinen ekelhaften Augen anglotzte, neckte der jüngere der Bursche n, ein mutwilliger und unerschrockener Junge, das Tier. indem er sagte ,,Mou'ek, da! Mou'ck da!" ,,Lass die Kröte ruhig". sagte der andere. "Mit dem Tier da scheint nicht alles richtig zu sein, und du wirst noch für deine Neckereien büßen müssen!" ,,Ach was! Dummes Zeug! Was sollte ich von solch einem dummen Vieh zu befürchten haben!" entgegnete der andere und fuhr mit seinen Neckereien fort. Spät am Abend kehrten die Schnitter heim. Nach dem Abendessen begab sich jeder zu Bett. Nur der jüngere wollte nicht und zog es ausnahmsweise vor, auf dem Heuschober zu schlafen. Als er am andern Morgen erwachte, hatte er den Mund ganz auf der andern Seite. 'So scheußlich war das Gesicht des armen Burschen entstellt, dass man sich mit Ekel von ihm abwandte. Am sonderbarsten an der ganzen Sache war der Umstand, dafür der junge Mann nicht einmal sagen konnte. wie das alles gekommen war. Natürlich «prahlte der andere Schnitter nun, welches' Abenteuer sie tags zuvor mit der Kröte gehabt hatten. Kein Zweifel mehr, der Junge war verhext. Um diese Zeit wohnte zu Wormeldingen ein Klausner-. Diesen bat der Schnitter- um «Hilfe. Der: Klausner war. sogleich dazu bereit. Während er über den jungen Mann gebeugt war, trat eine .verschleierte Frau ins Zimmer, welche der "fromme Mann aufforderte dem Gesichte des unglücklichen jungen 'Bürschlein seine frühere Gestalt wiederzugeben. Nachdem dies geschehen war, fragte der Klausner den jungen Mann. ob er das Gesicht der verschleierten Frau sehen wolle es sei dieses Weib, die Kröte aus dem Haferfeld, die Hexe, die ihn so widerlich entstellt. und die hebe. herbeikommen müssen, um ihn von dem angehexten übel zu befreien. Der junge Mann aber, war froh, dafür das er geheilt war und verzichtete darauf, das Gesicht des verschleierten Weibe» zusehen, weil er fürchtete, es mochte eine bekannte Person aus seinem Dorfe sein.
Zu Koerich', in der Nähe des Schlosses. geht alle sieben Jahre ein weißes Pferd mit goldenem Sattel um. Das ist eine verwünschte Prinzessin, die nur dann erlöst wird, wenn ein Jüngling es besteigt und reitet. Schon oft hat ein braver Jüngling das Wagestück unternommen und das Pferd bestiegen; aber jedes Mal ist der Schimmel mit ihm auf Nimmer wieder- sehn davon geritten. Rein genug von ihnen ist keiner gewesen.
Ein Arbeiter kehrte einst zur Geisterstunde in Begleitung seines Hündchens von Koerich nach Hause zurück. Als er in die Nähe der Schlosswiese kam, sah er auf denselben einen hell erleuchteten geräumigen Tanzsaal. In der Mitte desselben stand eine sehr hohe Gestalt mit Bocksfüssen und mit einem langen braunen Überrock angetan. Diese .Gestalt schwang hoch in der Rechten ein goldenes Zepter und dirigierte damit die Bande der Musikanten, auf deren herrliche und wundersame Melodien eine unzählige Schar lustiger Gestalten sich' mit rasender Schnelligkeit im Saale herum bewegten. Bangen und Grausen ergriff unserm Mann beim 'Anblick dieses seltsamen Schauspiels. Er füllte seine beiden Taschen mit Steinen und suchte so schnell wie möglich fortzukommen. Als er an dem Tanz Saal vorbei war, gewahrte er, dass sein Hundchen ihm nicht nachgekommen war. Er schaute sich nach ihm um und sah, wie es neben dem Takteschläger im Tanzsaal stand und ihn anbellte. Der Mann mochte rufen, wie er wollte, sein Hündchen kam nicht. Erst, als er am andern Morgen aufstand und vor die Türe trat, sah er es auf der Türschwelle sitzen, aber ganz entstellt. Keine Spur von Haar war mehr an seinem Körper zu sehen
Quelle:www.eluxemburgensia.lu
Aus Körichs vergangenen Tagen 1948
VON DER EISCH
Artikel im Tageblatt 1948
Aus Körichs vergangenen Tagen
Im Gegensatz zu den Gemeinden Steinfort und Hobscheid, die sich teils unter dem Einfluss der Verhältnisse (Freiheits- Urkunden). teils durch die Entstehung verschiedener Industrien zu modernen Agglomerationen entwickelt haben, behielten die Gemeinden Koerich und Simmern, die nicht nur völkisch, sondern auch wirtschaftlich und räumlich rund 800 Jahre lang als Hörigen Gemeinden im Dienste mächtiger Herrschaften standen, größtenteils ihren mittelalterlichen Charakter, den sie heute noch aufweisen. Beide sind im oberen Eischtal die Haupt- Anziehungspunkte auf dem "Pfad der 7 Schlösser". Der Bach der murmelnd seine Wasser am Fuße des geborstenen Gemäuers des Grevenschlosses in Koerich vorbeiführt, war seinerzeit ein unbändiges Kind. Damals war die Talmulde nur ein großer Morast, aus dem, wie die Überlieferung berichtet, ein römisches Kastell hervorragte. Eine Beschreibung dieses Grevenschlosses mit seinen Dependenzien, Eingangstor, Pförtnerwohnung, Vorhof, Gärten, Taubenschlag, Scheune. Pferd-, Kuh- und Hühnerstall, Bäckerei, Michelskapelle etc. finden wir in den Archiven von Guirsch unterm Datum vom 24. 4. 1765. die von den Mayern, Schöffen und Dorfältesten aufgestellt wurden. Das Schloß war noch sehr gut erhalten, doch in seinem Äuβern vernachlässigt. Die Beschreibung beginnt folgendermaßen: Erstlich ist Groevenschloss gelegen im Dorf Korig, zwischen dem Wasser und dem gemeinen Weg. im Ort, in der Stelling" genannt, ziemlich der sonnen genießend; ist rings herum mit einer ungleich großer und hoher mauer von 12, 15, 20, und auch biss auf 30 Lambertinische schuhe in die hohe umgeben; ermelt Mauer ist alt und in vielen Örtern baufällig, in etlichen auch erneuert, ermelte um gemelten Schloss und Vorhof rings herum gemessen, in- haltet 1350 lambertinische schuhe in die Länge usw. Damaliger Besitzer war Lambert-Josef de Marchant, der kurz vorher, am 1. 10. 1749 von Marie-Theresia in den Grafen- stand, während die Herrschaft Koerich zu einer Grafschaft, erhoben worden. Ob- gleich Lambert-Josef Besitzer der Doppelherrschaft Koerich war, verlegte er seinen Wohnsitz nicht dorthin, sondern hielt an dem Schlosse seiner Ahnen zu Ansemburg fest. Da zur Römerzeit in Koerich sich ein kleines Kastell befand, ist es natürlich, daß von dort aus nach Steinfort zur groβen Heerstraße Arlon Trier ein diverticulum, ein Seitenweg, führte. Alte Namen deuten anscheinend noch heute dar- auf hin. Von Goeblingen nach Koerich geht der “Stengerches We", der "Weide We". Wo der Bach sich hinzieht, in der Nähe. der Burgruine, heißt der Ort am "Furt". Dort befand sich ebenso wie in Steinfort eine steinerne Furt, die zur andern Seite über den "Stenesch We" nach Hagen u. Stein- fort hinführte. Stengerches We und Stenesch We bedeuten wohl dasselbe und zeigen darauf hin, daß hier zur Römer- zeit ein mit Steinen belegter Weg bestand. Zur Keltenzeit mag übrigens schon eine Siedlung in Koerich gewesen sein, da in der “Schocken Höhle", die auf dem Wege nach Windhof gelegen ist. Überreste eines kleinen Schmelzofens gefunden wurden. Ein anderer Weg verband Koerich mit Arlon, worauf zur Steinforter Seite hin beim "Fraschtenhof" der Name "Areler-Gronn" und etwas weiterhin die Bezeichnung "Areler Bierg" hinweisen. Der "Kiem" Arlon Steinfort wurde nach und nach verlassen und ersetzt durch diese Seitenwege, wie es auch links von der Straße Steinfort-Arlon der Fall war und der Weg über Niederelter-Barnich- Sterpenich führte. Weshalb hat man übrigens unter Marie-Theresia die alte Römerstraße nicht benutzt, was doch an manchen Stellen das Verschieben von Boden sowie das Anlegen von Schluchten durch harte Felswände vermieden hätte, da selbe sich durch das Tal hinzog? Der Morast inmitten der Ortschaft Koerich, der von dem "Fockegart" dem Abhang, wo man bis Mitte des vorigen Jahrhunderts noch Mauerreste des Fockenschlosses fand, und der bis an den Fuß des Hügels stieß, der die Kirche trägt, sich bis zur heutigen Gastwirtschaft Decker mit dem alten "Brauhäuschen" des Schlosses hinüberdehnte, war zur Errichtung von Häusern natürlich hinderlich, so daß die Hänge an den erwähnten alten Wegen entlang, und zwar auffallender Weise mit der Vorderseite nach Süden bebaut wurden. Diesem Umstande mag auch die in der Siegfrieds- sage enthaltene Bedingung zu verdanken sein, die Siegfried dem Teufel stellte, als er ihm seine Seele verschrieb, und die darin bestand, eine schnurgerade Straße .von Koerich nach dem Bockfelsen zu bauen, die auch nicht die mindeste Krümmung haben dürfe und mit Wacken gepflastert sein müsse, damit sie nicht staubig und kotig würde, so daß der Graf sein Vieruhrbrot in Koerich und das Abendessen in Luxemburg einnehmen könne. Eine andere interessante Wegbezelchnung erscheint uns noch erwähnenswert: "Um Randlinger We". Dieser im Laufe der Jahrzehnte teilweise zum Feldwege herabgesunkene, teils verschwundene Weg, da er links der Luxemburgerstraße im Felde verläuft, hat das eigenartige Merkmal, daß er den Namen einer Ortschaft weiter trägt, die noch besteht, aber ihren Namen eingebüßt hat. Randlingen ist nämlich jener Häuserkomplex, der bei Hagen rechts der Eisch gelegen ist und dessen Verbindungsweg mit der Luxemburger Straße seine natürliche Fortsetzung im "Randlinger We" findet. Der Sage nach ist Koerich die Wiege Luxemburgs. Wenn es auch manchen Koericher verdrießen mag, daß Siegfried nicht dort gewohnt hat, so mögen alle stolz sein auf die bewundernswerten Zeugen vergangener Zeiten, um die manche Großstadt oder manches Museum sie beneiden könnte und die sie ihr Eigen nennen dürfen. A. B.
Quelle: http://www.eluxemburgensia.lu