Burgherr Flammang  1950

Artikel im Tageblatt 1950-01-14

Brief aus Korich
Wenn heute ein gekannter, der schon seit einige Zeit nicht mehr unter uns weilte, 'unsere Ortschaft durchwandert, merkt er an allen' Ecken und Enden, dass ein neuer Wind dort weht, was besonders unsere neuen 'und sehr tätigen Gemeinderat zu  verdanken ist und zwar in der Person unseres geschätzten  Bürgermeisters, dem frischgebackenen und jüngsten Burgherrn des Landes, Hr. Pierre Flammang.

Manche werden, wenn sie das lesen, die Achseln  zucken. Flammang  Burgherr .

Es ist aber noch nicht der erste April Nein diesmal ist es keine "Ente" von einem Zeitungsschreiber. Seit einigen Wochen hat Herr -Flammang die Burg von Hrn. Baron de Wykersloth aus Bruxelles erworben, mit ̃ der Absicht sie weit möglichst, hauptsächlich -im Interesse des Tourismus, zu restaurieren. In diesem Zusammenhang hatte im vergangenen Jahre die Regierung schon eingegriffen und verschiedene dringende  Reparaturen vornehmen lassen. Da Herr Flammang nicht nur „gewichtiger", sondern auch ein gewiegter Unternehmer ist, und sich sehr viel für Geschichte und die Vergangenheit seiner Gemeinde interessiert, befindet sich die ganze Angelegenheit in guten Händen. Es war dies eine äußerst glückliche Idee, da gerade unsere Burg die einzige charakteristische Tief- oder Wasserburg des Landes ist:

Hohe Gerüste wurden nach der Südseite angebracht, um vorerst das, am Eingangswege gelegene Mauerwerk zu festigen. Sodann werden im Innern Säuberungsarbeiten vorgenommen und aller
Schutt und Geröll entfernt werden. Herr Flammang will gleich die Eingänge zu den Kellern oder ändern Durchgängen räumen. Im Volksmund  kursiert nämlich das Gerücht, was man schon überall gehört hat, wo Burgen sind, die Burg hätte einen geheimen Ausgang, der es bei Gefahren dem Burgherrn erlaubte, heimlich zu entkommen. Des Weiteren wird hier erzählt, da nicht weit von dem "Grevenschloß" sich  das "Flockenschloß" befand, die beiden Burgen seien ebenfalls durch einen unter irdischen Gang in Verbindung gewesen, Da,: wie die andern Burgen auch, das Grevenschloß auf den Ruinen eines römischen Kastells erbaut worden, soll sich auf dem Grunde des Hexenturmes ein Überrest eines römischen Bodens befinden. Auf jeden Fall sind wir alle auf das Resultat gespannt, umso mehr, als uns jetzt durch das Arloner Archiv sämtlich« Dokumente unserer Burg, die im Besitz des Hrn. Baron de Wykersloth aus Guirsch gewesen, zugänglich sind. Daher wäre es sehr begrüßenswert, wenn Regierung und Gemeinde die schon unternommenen Schritte zur Erhaltung, wenn nicht der Originale, doch wenigstens einer Photokopie, für unsere Gemeindearchive tatkräftigst zu erreichen suchte, Wie viel wichtiges Material sich in diesen Dokumenten nicht nur für unsere Lokal-, sondern vielmehr für unsere Landesgeschichte befindet, wissen die wenigsten Interessenten sogar. Es handelt sich um einige Hundert Stück, von denen eines überraschender wirkt, als das andere. Eine Gelegenheit, die wir, auch aus touristischen Gründen, nicht auf die lange Bank schieben dürfen. Nach und nach wird der frühere, mittelalterliche Charakter der Ortschaft auf Burg und Kirche eingeschränkt werden. Fassaden wurden erneuert, Geschäftshäuser modernisiert. Allenthalben entstanden und werden noch weiterhin neue Häuser entstehen, so u.a. hat im Schulweg der Arbeiter Henri Bernardy und in der Großgasse Hr., Robert Schmit sich ein neues Haus erbaut. Unternehmer Hensel aus Körich. A propos Großgasse bis jetzt eigentlich, um nicht anders zu sagen, ein  übertriebener Name für diese "hohle  Gasse Dank einer einsichtigen Bauverwaltung wird diese Straße zwischen dem  Café Christophe und dem Café Kass bald mit Recht ihren Namen tragen. Linksseitig wird eine respektable Erbreiterung vorgenommen, die durch den Abbruch und die Zurücklegung des Hauses Schmit ihren Anfang genommen. Somit dürfen wir hoffen, dass in absehbarer Zeit gerade in dieser Haupteingangsstraße der bei Regenwetter  Schuhhoheschmutz verschwinden Wird. In dem Zuge, dieser  Verbesserung wird, wie-man uns versicherte; die Ecke um das  Café Christophe herum ein anderes  Aussehen erhalten. Der "ehrwürdige" Misthaufen, der fast in die Straße hineinragt,, hat seine Schuldigkeit, getan. Die gegenüberliegende ̃ Ecker die .allmählich droht zum-Müllabfuhrplatz zu werden, soll mit netten Ziersträuchern bepflanzt werden. Dann wird. auch das  auf der -andern -Seite gelegene, wirklich romantisch aussehende Häuschen, das uns an uns Jugendzeit erinnert, "knusper, knusper, knäuschen", erst recht zur Geltung kommen  Zu erwähnen bleibt noch die Vergrößerung des Schuhgeschäftes gleichen und das Farben  und Tapeten| Geschäft Antoine Hensel. «- Wie wir soeben erfahren, hat das Syndikat der Interkommunalen Wasserleitung die- Erbauung von drei Einfamilienhäusern ausgeschrieben, was zur Steuerung der Wohnungsnot viel beitragen wird. Während einigen Tagen, zu Beginn dieser Woche, sahen wir plötzlich einen Lastwagen in der Mitte der Ortschaft anhalten, dem verschiedene Leute entstiegen, mit und ohne Handwerksgeschirr versehen. Nach Erkundigung erfuhren wir, dass die Signalisation des "sentier des 7 ̃ chäteaux", die vollständig kriegsüber verschwunden war, wieder erneuert würde. Und so sehen wir denn jetzt an den Hauptpunkten, Ecken und Kreuzungen schon von  weitem rot leuchtende' Eisenpfosten, die demnächst mit den notwendigen Schildern  versehen werden, deren Beschriftung entgegenkommenderweise. Herr Lehrer Erpelding übernommen hat. Eine glückliche Änderung in der Richtung des Pfades wurde vorgenommen, die darin besteht, dass in Zukunft der Pfad, anstatt vom Café  Decker (Lannen), geradeaus über die Anhöhe;:zum Interkommunalen /.Wasserwerk zu führen, auf der Höhe nach links am Hause Braun vorbei abbiegt bis zur Villa Koener, nach rechts den Parkanlagen entlang weiter geht, bis zu einem der herrlichsten Aussichtspunkte des Luxemburger Landes. Vor uns liegt eine prachtvolle Schleife der Eisch.

Wie sie die Sauer uns nicht schöner bieten kann, jenseits der Eisch die herrlichen Waldungen, rechts von uns das imposante Wasserwerk. Wenn dieser Punkt erst jetzt in den Pfad einbezogen wurde, so erklärte man uns, weil vor dem Krieg der damalige Besitzer allem Tourismus abhold war, was leider heute noch bei verschiedenen Großgrundbesitzern der Fall ist. Hier soll auch demnächst eine Ruhebank .aufgestellt werden. Nun wollten wir aber auch wissen, wem das alles zu verdanken sei? So brachten wir denn in Erfahrung, dass, sozusagen eine "entente cordiale" zu dem Zweck geschaffen wurde zwischen Regierung, Bauverwaltung, Touring Club, Gemeindeverwaltung  und dem provisorischen Syndicat Initiative, vertreten durch die HH. Forstbrigadier Jung und Lehrer Erpelding.

So ist's recht!

 Dass diese touristische Propaganda nicht umsonst gemacht wird und das Eischtal immer weitere Anziehungskraft bekommt, beweist der Umstand, dass Hr. Renson-Freson aus Luxemburg sich hier ein reizendes Weekend House errichtet. Somit wissen jetzt unsere maßgebenden Organe, was ihnen zum Frühjahr noch anheimfällt.

Quelle:  www.eluxemburgensia.lu

 

 

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